Sirius Hundestern

Schulung für Menschen mit Hund und Verhaltensarbeit

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Coaching von Mensch mit Hund und Verhaltensarbeit

Ich denke es gibt einen Punkt, über welchen in jeder Hundeschule gesprochen wird. Die Bindung oder Beziehung zum Hund. Die offiziellen Definitionen dieser beiden Begriffe lauten gemäss Wörterbuch.

Bindung

Innere Verbundenheit – „er hat eine enge Bindung zu seiner Familie“

Beziehung

  1. Verbindung zu jemandem, etwas „politische, kulturelle, geschäftliche, private, zwischenmenschliche, zwischenstaatliche, internationale Beziehungen“
  2. wechselseitiges Verhältnis, innerer Zusammenhang „die Beziehung zwischen Angebot und Nachfrage“

In der Praxis wird viel von Bindung oder Beziehung gesprochen und dabei erfolgen ganz unterschiedliche Interpretationen. Für die eine Seite wird die Bindung oder Beziehung im Zusammenhang mit einer Liebesbeziehung gesehen (Liebesbeziehung beinhaltet für mich die Liebe zu einem Lebewesen nach George Bernhard Shaw, welcher sagt: Liebe ist die Fähigkeit, den Lebewesen, die uns wichtig sind, die Freiheit zu geben, welche sie benötigen, um so sein zu können, wie sie sind).
Eine Bindung wird aber oft auch dann gesehen, wenn sie über Abhängigkeit aufgebaut wird. Hier werden dann ganz andere Bedürfnisse abgedeckt. Beispiel: Das Verhältnis von einem Sportler zu seinem Trainer hat in der Regel wenig mit einer Liebesbeziehung oder einer inneren Verbundenheit zu tun hat. Vielmehr geht es beiden um den Erfolg. Die Beziehung kann aber sehr stark sein. Beide brauchen einander.

Ich möchte grad beim Sport bleiben, weil Hundesport* oder Beschäftigungstraining in den verschiedensten Sparten doch sehr hoch im Kurs bei den Menschen mit einem Hund sind und gerade da in den Hundeschulen propagiert wird, dass die Bindung dabei gefördert werde.

Es gibt also Menschen, die definieren die Bindung zu ihrem Hund darüber, was sie mit ihm in der Erziehung und im Training erreichen. Ich spreche jetzt nicht von einem ganz normalen alltäglichen Umgang unter Einhaltung gesellschaftlicher Vorgaben. Ich rede davon, dass ein Hund blind auf Kommandos gehorcht (von mir Soldatenhunde genannt), immer den vom Menschen vorgegebenen Trainings folgt und wenn alles noch super läuft, noch Erfolge in irgendwelchen Prüfungen feiern kann. Dann wird die Bindung vom Hundebesitzer als perfekt gesehen, weil der Hund ja alles macht, was der Mensch von ihm will. Er ist gehorsam und fügsam und damit ein guter Hund. Nur, verlangter blinder Gehorsam – egal ob er nun positiv oder negativ aufgebaut wurde – hat wenig mit blindem Vertrauen und damit auch nichts mit einer Bindung zu tun.
Für mich ist hier die Definition Bindung falsch. Hier besteht zwischen Mensch und Hund lediglich eine Beziehung, so wie sie ein Sportler zu seinem Trainer hat.

Eine Bindung kann auf nachfolgenden Grundlagen entstehen:

  • Sich verstanden fühlen (auf die Kommunikation des Hundes eingehen)
  • Stetige und berechenbare Erfüllung der Grundbedürfnisse wie essen (ohne etwas dafür tun zu müssen – Belohnung), trinken, schlafen, sich versäubern.
  • Sicherheit, sich nicht alleine fühlen / nicht alleine sein
  • Auch mal Nein sagen dürfen
  • So bleiben dürfen, wie man ist und sich dabei geliebt fühlen
  • Achtsame, bewusste Zeit und Aufmerksamkeit bekommen, ohne dabei irgendwelche Trainingseinheiten erfüllen zu müssen. (Dies kann durchaus „nur“ auf einem gemeinsamen Spaziergang sein, wo man sich ohne was zu tun auf den Hund einlässt)
  • Das stetige Gefühl erwünscht und geliebt zu sein
  • Das stetige Gefühl richtig zu sein, so wie man ist.

Die Liste liesse sich beliebig erweitern. Selbstverständlich passt sie gleichermassen auf Mensch und Hund, weil beide über ein limbisches System und somit über identische Emotionen verfügen.

Ich kenne keine Art in der Tierwelt, welche sich als Tagesbeschäftigung Ziele definiert, um sie dann in irgendwelchen Trainings zu erfüllen, sei es aus Freude oder um die Verbundenheit mit einem anderen Lebewesen herzustellen. Im Gegenteil. Alle Tiere gehen sehr sparsam mit ihren Ressourcen um, wenn sie die Wahl haben.

Der Mensch ist da schon anders, steigt immer mehr in die Leistung, beruflich wie sportlich, ist ehrgeizig und wird dabei immer kränker und verlangt das gleiche dann noch von einem artfremden Lebewesen, von welchem er sagt, es sei sein bester Freund. Schön wäre es, wenn er ihn auch als Freund behandeln würde, sich in ihn einfühlen und auch mal ein paar Dinge hinterfragen täte, welche von Krethi und Plethi an Tipps und schlechten Vorbildern herumgereicht werden. Ich bin mir sehr bewusst, welche Bilder zum Hund immer wieder auf verschiedensten Kanälen verbreitet werden. Wir alle wissen, dass Bilder, welche uns über die Medien vermittelt werden, nicht immer die richtigen sind. Ich bin mir auch bewusst, dass dieses „SchulDing für Hund“ schon sehr fest in den Köpfen verankert ist. Ich möchte mit diesem Beitrag ermuntern, etwas in die Tiefe zu gehen, zu hinterfragen, ob es nicht andere Wege gibt mit einem Hund. Ein gemeinsamer Weg in einer vertrauensvollen Bindung kann nicht bedeuten, dass sich eine Seite völlig für die andere Seite verbiegen und sich permanent deren Programm anpassen muss.

Wenn du deinen Hund wärst, was würde er sich von dir wünschen, was anders sein könnte?

PS: Das Leben eines Hundes im Alltag des Menschen ist „Training“ genug. Man kann einen gemeinsamen Weg ganz einfach erreichen, indem man eine Vorbildfunktion übernimmt und auch als Mensch akzeptiert, wenn etwas beim Hund (noch) nicht geht. Hunde orientieren sich sehr gerne daran, was andere Hunde zeigen oder ihr Mensch tut. Das funktioniert sehr gut ohne grosses Trainingstrara und der Hund kann dabei Hund bleiben. Dabei muss allerdings der MENSCH schon ein bisschen was tun. Er muss lernen seinen Hund zu verstehen, seine Grenzen erkennen und ihm die nötige Zeit und den Raum geben, sich in der Welt des Menschen zurechtzufinden.
Ich orientiere mich sehr gerne an den Büchern von Ulli Reichmann allen voran dem Buch „Alltagswege zur Freundschaft“, welches ich meinen Kunden immer empfehle.

* Im Zusammenhang mit Hundesport wählt immer der Mensch für den Hund. Für mich ist das vergleichbar, wie wenn Eltern bestimmen, welche Sportart ihr Kind ausüben muss oder welches Musikinstrument es spielen soll. Mal abgesehen davon, dass Hunde tatsächlich keinen Sport treiben. So wie bei uns das Belohnungssystem funktioniert, funktioniert es auch bei Hunden – nur hat Belohnung nichts mit Bindung zu tun. Belohnung schafft Abhängigkeit auf der Suche nach Anerkennung, die man sonst nicht bekommt.